SPECULATIONS! with
by: Marius Gantert, Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus, Berlin
SPECULATIONS! Series
Published August 7, 2020
„Die angespannten Bodenmärkte in wachsenden Großstädten bedrohen das Leitbild der nachhaltigen Stadtentwicklung. Es mangelt an der Verfügbarkeit von Flächenressourcen für bezahlbaren Wohnraum, für klimaregulierende Funktionen, sowie soziale und technische Infrastrukturen. Um urbanes Wachstum im Sinne einer ressourcenschonenden Innenentwicklung gestalten zu können müssen bisher nicht verfügbare untergenutzte Flächen mobilisiert werden. Eine Schlüsselrolle hierbei spielen infrastrukturell geprägte Teilräume sozial-ökologischer Systeme, u.a. der Ver- und Entsorgung, der Mobilität, der Produktion und des Handels. Von Stadtgesellschaften unter großem Aufwand zweckdienlich erstellt, kann es Jahrhunderte, Jahrzehnte oder aber nur wenige Jahre dauern bis sie teilweise oder komplett, sukzessive oder plötzlich aus der Nutzung fallen, z.B. durch die Durchsetzung technischer Innovationen, Veränderungen politischer, ökonomischer oder gesellschaftlicher Rahmenbedingungen oder unvorhersehbare disruptive Ereignisse. Die Antizipation perspektivischer Obsoleszenz kann daher helfen Raumpotenziale für eine gemeinwohlorientierte, klimagerechte und ko-produktive Stadtentwicklungspraxis zu identifizieren und Strategien für ihre Nutzbarmachung zu entwickeln.“
© Forschergruppe Obsolete Stadt, Grafik: Rettich/Stoya, 2019
„Im Zeitalter von dezentralisierter horizontaler Urbanisierung, temporärer Wandelbarkeit der Stadt, Transformation, Adaption und Unbestimmtheit wird Landschaft zum primären Element urbaner Ordnung und löst Architektur als das Medium der Stadtplanung ab. Materialität, Leistungsfähigkeit und die Organisation von Oberflächen werden in der durch Verschiebungen von Wirtschaft, Produktion und Konsum geprägten Stadt zum Grundgerüst urbaner Transformationen. Eine performative Landschaft kann neben ihrem Wert als nutzbarer Freiraum ökologische, wirtschaftliche oder infrastrukturelle Aufgaben übernehmen, Ressourcen produzieren und Nährboden für neue Entwicklung schaffen: z.B. Kontamination aus Böden extrahieren, Abwasser reinigen, zwischenspeichern und versickern, Habitate schaffen und Biodiversität begünstigen, Nahrung und Energie produzieren, sowie soziale Räume schaffen.“
© Björn Dittrich & Marius Gantert, Re:Detroit, 2012
Über den Autor:
TELEINTERNETCAFE Architektur und Urbanismus (2011 in Berlin gegründet) verfolgt einen multiperspektivischen Ansatz und das Prinzip geteilter Autorenschaft. Die Arbeiten von Marius Gantert, Andreas Krauth, Urs Kumberger und Verena Schmidt bewegen sich an der Schnittstelle von Architektur und Städtebau. Sie sind geprägt durch prozesshafte Entwicklungsstrategien, kooperative Herangehensweisen sowie einen experimentellen Umgang mit Gebäude- und Freiraumtypologien. Die Auseinandersetzung mit dem Ort und dem Situativen bildet jeweils den Ausgangspunkt für die Suche nach neuen, offenen Formen von Stadt.
Marius Gantert studierte Architektur am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Interdisciplinary Urban Design an der Bartlett School of Planning in London. Seit 2011 is er Gründungspartner von Teleinternetcafe Architektur und Urbanismus. Daneben war er zwischen 2008-13 als freier Mitarbeiter bei Raumlabor in Berlin und bei urban matters / asp Architekten in Stuttgart tätig. Von 2012-14 war er als wissenschaftliche Mitarbeiter in der Lehre an den Fachgebieten Städtebau und Internationaler Städtebau am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) tätig. 2015-18 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Landschaftsplanung und Ökologie der Universität Stuttgart als Projektkoordinator für das transdisziplinäre Forschungsprojekt „Reallabor für Nachhaltige Mobilitätskultur“ tätig.
BB2040
[EN] Berlin Brandenburg 2040 was initiated by the Habitat Unit in cooperation with Projekte International and provides an open stage and platform for multiple contributions of departments and students of the Technical University Berlin and beyond. The project is funded by the Robert Bosch Foundation.
[DE] Berlin Brandenburg 2040 wurde initiiert von der Habitat Unit in Kooperation mit Projekte International und bietet eine offene Plattform für Beiträge von Fachgebieten und Studierenden der Technischen Universität Berlin und darüberhinaus. Das Projekt wird von der Robert Bosch Stiftung gefördert.